Station 14

Nach der Vertreibung

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Der letzte Raum der Abteilung führt uns in die Zeit nach der Vertreibung. Die Karte zeigt, dass die Menschen aus der Tschechoslowakei in ganz Deutschland verstreut wurden. Wer wo landete, war oft vom Zufall abhängig. Ingrid Leser:

„Meine Großeltern kamen zuerst mit einem Zugtransport nach Hessen. Dort wollten sie aber nicht bleiben. Die Leute waren evangelisch und sprachen einen ganz anderen Dialekt. Und weil meine Mutter im Landkreis Tirschenreuth war, konnte sie Zuzug, das heißt die Familienzusammenführung beantragen. So kamen auch die Großeltern in den Landkreis Tirschenreuth.“

Wie Millionen andere Heimatvertriebene fingen auch die Wiederers ganz neu an. Sie pachteten einen Hof in Erkersreuth, und kauften später ein kleines Haus mit Nebenerwerb in Bärnau. Die alte Heimat war nur 25 Kilometer entfernt. Doch dazwischen verlief der „Eiserne Vorhang“, der Ost- und Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg voneinander trennte. Von 1948 an war die Tschechoslowakei ein sozialistischer Staat im Einflussbereich der Sowjetunion.

Wenige Jahre nach der Vertreibung entstand der Heimatkreis Plan-Weseritz. So hielten frühere Bewohner Kontakt und pflegten ihre Erinnerung. Zentral dabei wurde die Sankt-Anna-Wallfahrt – nicht nach Plan, sondern nach Mähring.

„Bei Mähring, direkt an der Grenze zum früheren Bezirk Plan-Weseritz, gab es einen Hügel. Von dort aus konnte man Böhmen, die alte Heimat, sehen. Als Kind habe ich es nicht verstanden, wenn die Vertriebenen dort oben standen, warum sie immer in eine Richtung gezeigt haben, warum sie gleichzeitig gelacht und geweint haben.“

Seit 1952 trafen sich die Plan-Weseritzer regelmäßig in Mähring. Auf dem Hügel entstand erst eine Kapelle, dann eine Kirche. Mehrere tausend Menschen kamen bald jedes Jahr am 26. Juli zur Sankt-Anna-Wallfahrt. 1954 übernahm Tirschenreuth die Patenschaft über den Heimatkreis Plan-Weseritz.

Mit dabei beim Sankt-Anna-Treffen war auch die wohl berühmteste Plan-Weseritzerin. Die Sängerin Mimi Herold, auch „Egerländer Nachtigall“ genannt, galt als Original. Mit ihren Liedern wurde die geborene Planerin in den 1970ern bundesweit bekannt.