Station 2

Überblick – Raum I Plan-Weseritz

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Im ersten Raum der Abteilung verschaffen wir uns einen Überblick über den Bezirk Plan-Weseritz. Wo war dieses Gebiet? Wovon lebten die Menschen? Woran glaubten sie und wie wuchsen sie auf?

Auf der rechten Seite der Fotowand sehen Sie Ortschaften im Bezirk Plan-Weseritz. Der politische Bezirk setzte sich zusammen aus den Gerichtsbezirken Plan und Weseritz. Bis zum Ersten Weltkrieg gehörte er zum Kaiserreich Österreich-Ungarn. Ab 1918 war er Teil der neugegründeten Tschechoslowakei. Ingrid Leser erinnert sich:

„Mein Großvater hieß Josef Wiederer. Er hat immer gesagt: Ich bin 1901 in Österreich-Ungarn geboren, Bezirk Plan-Weseritz, Kreis Tachau.“

Plan heißt heute Planá und liegt eine gute halbe Autostunde von Tirschenreuth entfernt. Es war die Hauptstadt des Bezirks und ein Zentrum für Handel und Industrie. Hier gab es ein Bezirkskrankenhaus und seit 1898 die „Kaiser-Franz-Joseph-Staatsrealschule“. Weseritz lag im Osten des langgezogenen Bezirks. Heute trägt es den Namen Bezdru žice. Handwerker, Schulen und Ämter waren vor Ort.

Knapp 24.000 Menschen lebten vor 1945 im Bezirk Plan-Weseritz. 98 Prozent davon waren Deutsche. Neben den beiden Städten Plan und Weseritz bestand der Bezirk vor allem aus vielen kleinen Dörfern. In einem davon lebten die Vorfahren von Ingrid Leser.

„Meine Großeltern kamen aus Glitschau. Das ist östlich von Tachau, schön gelegen am kleinen Fluss Miesa. In der Dorfmitte waren der Dorfteich und eine Kapelle. Insgesamt waren es 19 Häuser, es gab eine Mühle, einen Schmied, eine Zimmerei und natürlich ein Wirtshaus. Alle hatten dazu eine kleine Landwirtschaft. Auch mein Großvater hatte zwei Einkommen. Er war Bauer und Viehhändler.“

Glitschau heißt inzwischen Klíčov. Auch die anderen deutschen Orts- und Flurnamen sind heute verschwunden. Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung wurden im ehemaligen Bezirk Plan-Weseritz Tschechen, Slowaken und andere Nationalitäten angesiedelt.