Station 10

Aus Böhmen kommt die Musik

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Jessas gej no hea ho di ja scho lang niad gsea
Jessas jessas bist du grous wejst de du verwachsn houst“

Den Dudelsack würde ein Laie heute wohl eher in Schottland vermuten. Doch dieser Dudelsack stammt aus dem Bezirk Plan-Weseritz. Sein Besitzer hieß Adolf Huska. In Plan leitete er den Männerchor „Harmonie“ und den Kirchenchor. Außer Dudelsack spielte er Geige, Cello, Oboe, Trompete, Helikon, Klavier und Orgel. Adolf Huska war ein Ausnahmetalent. Doch Musik hatte generell einen hohen Stellenwert, sagt Ingrid Leser.

„‘D´Böihm san alle musikalisch‘ hat man immer gesagt. Oder noch ein anderer Spruch: ‘Geign, Dudlsack und Klarinedn gem a lustichs Lem‘ – Geige, Dudelsack und Klarinette geben ein lustiges Leben.“

Graslitz und Schönbach im nördlichen Egerland waren Zentren des Musikinstrumentenbaus. In jeder Familie war mindestens einer, der ein Instrument spielen konnte. Ingrid Lesers Großvater kam ursprünglich aus Gumplitz im Bezirk Plan. Die Musikanten von dort waren weitum bekannt und spielten am Wochenende in größeren Hotels in den Kurorten wie Marienbad.

Zurück zum Dudelsack und zu Adolf Huska. Nach der Vertreibung lebte er in Weiden. Dort baute er die Stadtkapelle wieder auf. In den 1950er Jahren gründete Adolf Huska die „Egerländer Dudelsackkapelle“. Die Gruppe war eine Rarität, denn der Dudelsack war damals aus der deutschsprachigen Volksmusik so gut wie verschwunden. Huskas Kapelle wurde über Bayern hinaus bekannt.

Gegenüber dem schottischen Dudelsack hat die Egerländer Variante übrigens einen entscheidenden Vorteil: Die Luft wird nicht durch ein Blasrohr mit dem Mund sondern durch Drücken mit dem Arm in den Dudelsack hineingepumpt. Dadurch kann der Dudelsackspieler gleichzeitig noch singen.