Hausindustrie
Klöppeln, wie funktioniert das eigentlich? Zum Klöppeln wurden am Klöppelsack Holzspulen mit Garn befestigt. Außerdem die Anleitung, der sogenannte Klöppelbrief. Durch Drehen und Kreuzen dieser Spulen entstanden nach und nach filigrane Spitzen.
Was klingt wie eine schöne Freizeitbeschäftigung, war ein wichtiger Zuverdienst. Man spricht auch von der „Hausindustrie“. Mädchen und Frauen besuchten staatlich geförderte Näh- oder Handarbeitsstuben. Mit ihren Erzeugnissen sicherten die Frauen das Überleben der Familien.
Auch der eigene Bedarf wurde auf diese Weise gedeckt. Industriell Gefertigtes gab es kaum. Egal ob Kleidung oder Hausdekoration, alles wurde in Handarbeit gefertigt.
Zeit dafür war hauptsächlich im Winter. An den langen Abenden kamen die Menschen in den sogenannten Hutzastubn zusammen. Dort wurde gearbeitet, erzählt und viel gesungen, erzählt Ingrid Leser:
„Nach Weihnachten stand das Federnschleißen auf dem Programm. Da waren die Gänse schon geschlachtet, und man traf sich dann, um gemeinsam die weichen Daunen von den Federkielen zu zupfen. Wenn manche ‚Hutzaleit‘ gar nicht gehen wollten, gab es den Spruch: ‚Göih Mutta leng ma se nieda, d’Hutzaleit wolln ja a hamm göih‘ – ein sanfter Hinweis an die Gäste zum Gehen.“
Auch für die Männer gab es im Winter viel Arbeit im Haus. Weit verbreitet war unter anderem das Korbflechten. Diese Körbe brauchte man zum Beispiel beim Brotbacken, um den Teig darin gehen zu lassen.
„Als mein Großvater über 80 Jahre war, hat er angefangen Brotkörbe zu flechten. Wir haben ihm geholfen, das spezielle lange Stroh zu besorgen, das er dafür brauchte. Und dann hat er Brotkörbe geflochten, bis er 95 war. Er hat sie auf historischen Handwerksmärkten vorgeführt und verkauft. Sein Absatz war so groß, er hätte eine Fabrik aufmachen können.“