Station 7

Der Wäscheschrank

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„Was ich als Mädchen mir erträumt, liegt hier in diesem Schrank vereint.
Darum soll’s auch meine Sorge sein, dies zu halten stets glatt und rein.“

Als Aussteuer brachten Frauen Wäsche mit in die Ehe. Ein Schrank wie dieser, verziert mit bestickten Spruchbändern, war für die Besitzerin eine Schatztruhe.

„Was Mütterlein mir einst beschert, halt ich in diesem Schranke wert. Es soll so fein geordnet sein, wie einst es hielt mein Mütterlein.“

Nach dem herrschenden Frauenbild sollten Frauen und Mädchen ihre Freizeit mit Handarbeiten verbringen. Schön verzierte Textilien wiesen eine Frau als fleißig und ordentlich aus. Wenn sie heiratete, wurde die Aussteuer mit einem sogenannten Kammerwagen in ihr neues Zuhause gebracht. Darauf türmten sich Möbel, Federbetten und Wäsche. Aus den buntgemusterten Stoffen, wie sie hier zu sehen sind, nähte sich die Hochzeiterin Bettwäsche und Kleider.

Selbst in kleineren Orten gab es damals Weber. Sie waren oft weithin bekannt für ihre unterschiedlichen Muster. So war auf einen Blick klar, welcher Weber den Stoff gefertigt hatte. Auch Ingrid Leser ist das passiert:

„Zu einem der Annafeste in Mähring trug ich die Tracht meiner Großmutter. Plötzlich fasste mich eine ältere Dame am Rock und sagte ‚Jessas na, dös is doch a Kidl von Haalingkreizer Weba‘. Sie erkannte sofort das Muster. Es stimmte, Großmutter hatte mir gesagt, dass diese Stoffe der Weber von Heiligenkreuz gefertigt hatte.“

Über die Weber westlich von Plan gab es sogar einen Vierzeiler.

„‚Indagodrisch, Üwagodrisch, Haalingkreiz und Pirkn, wenn da Teifl d'Weber hult, wea wird dean Weibern wirkn.‘ Dies sind die Namen von vier Orten, in denen Weber zuhause waren. Und ‚wirken‘ ist ein altes Wort für Weben. Die Frage war also, wer für die Frauen weben sollte, wenn der Teufel die Weber holt.“