Selbst in kleinen Orten wie Glitschau gab es eine Schule. Zu sehen ist sie auf dem Bild rechts in der Mitte. Ingrid Leser:

„Dort hat meine Mutter die Grundschule besucht. Alle Jahrgänge waren in einem Zimmer, das kann man sich heute kaum noch vorstellen. Rechts war das Klassenzimmer, links die Lehrerwohnung.“

Weil der Bezirk Plan-Weseritz ein Deutsch besiedeltes Gebiet war, wurde auf Deutsch unterrichtet. Seit der Gründung der Tschechoslowakei 1918 stand auch Tschechisch auf dem Stundenplan. Wer nach der vierten Klasse gute Noten hatte, ging automatisch weiter auf die Bürgerschule – eine Art Realschule.

„Zur Bürgerschule ist meine Mutter mit dem Fahrrad jeden Tag zehn Kilometer nach Plan gefahren. Anschließend besuchte sie zwei Jahre lang in Marienbad die Handelsschule. Nach dieser Ausbildung arbeitete sie dann in einer Bank in Plan.“

Das böhmische Schulsystem war bekannt für sein gutes Niveau. Sogar aus Tirschenreuth, Waldsassen und Bärnau gingen junge Leute zur Handelsschule nach Eger. Der Austausch über die Grenze hinweg gehörte zum Alltag.

„Gärtnereien aus der Oberpfalz haben ihre Blumen aus Böhmen geholt. Schuhläden haben sich die weltberühmten Schuhe der tschechischen Marke Baťa besorgt. Manche Bauern hatten Felder in Böhmen. Und es gab einen Viehpass, mit dem konnten sie über die Grenze.“

In Promenhof – heute Broumov – war der Grenzübergang. Neben dem offiziellen Weg wurde aber auch fleißig geschmuggelt. Gründe, um zu den Nachbarn zu gehen, gab es viele.

‚Aaf d’Lustigkeit samma ins Böihm eineganga.‘ – Es war bekannt, dass die Böhmen gut feiern konnten. Deswegen sind die Leute zu den Festen aus der Oberpfalz in die böhmischen Dörfer gegangen. Aus Bärnau sind angeblich alle gerne nach Paulusbrunn zum Beichten gegangen. Da ging es nämlich schneller und der Pfarrer war nicht so streng.“

Möglich war dieser Austausch, weil es keine Sprachbarriere gab. Die Karte an der Stellwand gegenüber vermittelt einen Eindruck, wo in der Tschechoslowakei überall Deutsche lebten.